Vor 35 Jahren wurde durch die Friedliche Revolution in der DDR die Berliner Mauer zu Fall gebracht und kurz darauf die Diktatur der SED gestürzt. Die gewaltlos protestierenden Menschen forderten Freiheit, politische Mitbestimmung und Einhaltung der Menschenrechte. Vierzig Jahre lang hielt sich das SED-Regime durch die Einschränkung dieser Rechte an der Macht.
Was 1989/90 in der DDR und dem kommunistisch beherrschten Teil Europas erreicht wurde, gilt seither als Symbol für Freiheitskämpfe weltweit. In Diktaturen von Lateinamerika bis Asien gibt es heute gewaltlosen Protest, der demokratische Mitbestimmung und grundlegende Menschenrechte einfordert.
Das weitgehend gewaltlose Ende der kommunistischen Diktaturen in Europa zeigt, dass auch autoritäre Regime überwunden werden können – ein Ziel, für das Dissident*innen weltweit friedlich kämpfen.
Kulturprojekte Berlin und die Axel Springer Freedom Foundation haben Dissident*innen und Aktivist*innen weltweit eingeladen, ihre Botschaften für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte nach Berlin zu schicken: auf Plakaten und per Video-Statements.
Hier präsentieren wir einige Video-Statements von Freiheitskämpfer*innen aus aller Welt sowie deren Hintergründe.
Die Botschaften sind Teil der Installation und der Ausstellung auf der Niederkirchnerstraße am 8. und 9. November 2024.
In den folgenden Videos können Sie mehr über das Engagement und die Botschaften der Freiheitskämpfer*innen weltweit erfahren:
Zhou Fengsuo
Chinesischer Menschenrechtsaktivist
Als Physikstudent in Peking organisierte er 1988 die bis heute einzige freie Wahl eines Studierendenparlaments in China. Mit der Hoffnung auf Demokratisierung des Landes war Zhou Fengsuo Gründer und Anführer der sogenannten Stimme der Studierenden bei den Tian’anmen-Protesten, die im Juni 1989 blutig niedergeschlagen wurden und in einem Massaker mit 2.600 Toten endeten. Er musste China in den 1990er Jahren verlassen und gehört heute zu den prominentesten chinesischen Kämpfer*innen für Demokratie und Freiheit.
Faisal Saeed Al Mutar
Irakisch-amerikanischer Menschenrechtsaktivist
In Bagdad erlebte Faisal Saeed Al Mutar am eigenen Leib, wozu Extremismus und autoritäre Regime fähig sind: den irakischen Bürgerkrieg, die Ermordung seines Bruders und mehrere Entführungs- versuche. 2013 konnte er in die USA fliehen, seitdem setzt er sich gegen Extremismus und Desinformation vor allem im Nahen Osten ein. Seine Bemühungen, Menschen weltweit zu Verständigung aufzurufen und zu ermutigen, das eigene Leben in Freiheit und Würde zu gestalten, brachten ihm internationale Auszeichnungen ein.
Félix Maradiaga
Nicaraguanischer Menschenrechtsaktivist und Politiker
Den Bürgerkrieg in Nicaragua und ein Leben auf der Flucht musste er schon als Kind miterleben. Sein Engagement für Frieden, Entwaffnung und Demokratie – unter anderem als Gründer eines gemeinnützigen Ausbildungszentrums für demokratischen Wandel und als Stimme der Opposition – machten ihn zum Staatsfeind des autoritären Ortega-Regimes. Félix Maradiaga überlebte zwei Mordanschläge und lange Haftstrafen, wurde 2023 aus Nicaragua ausgebürgert und ist heute eine prominente Stimme im World Liberty Congress.
Leopoldo López
Venezolanischer Oppositionsführer, Generalsekretär World Liberty Congress
Der langjährige Bürgermeister des Municipio Chacao in Venezuelas Hauptstadt Caracas wurde 2014 als Anführer friedlicher Proteste für Freiheit und Menschenrechte inhaftiert. Über fünf Jahre lang war Leopoldo López – Gründer der venezolanischen Partei Voluntad Popular – politischer Gefangener des Regimes von Diktator Nicolás Maduro, bevor ihm 2020 die Flucht nach Spanien gelang. Dort setzt er seine Arbeit für demokratischen Wandel fort, unter anderem als Mitgründer des World Liberty Congress im Jahr 2022.
Haiyuer Kuerban
Leiter Berliner Büro des World Uyghur Congress
Der engagierte Menschenrechtsaktivist Haiyuer Kuerban, der einen Hintergrund in IT und Rechnungswesen hat, kämpft seit 18 Jahren im deutschen Exil für die Freiheit der Uigur*innen. Während seine Familie und Freund*innen in China Repressionen ausgesetzt sind, setzt er sich als Leiter des Berliner Büros des World Uyghur Congress für die öffentliche Wahrnehmung der Rechte der Uigur*innen in Deutschland und darüber hinaus ein.
Masih Alinejad
Iranisch-amerikanische Frauenrechtlerin, Präsidentin World Liberty Congress
Geboren im Norden Irans, wurde Masih Alinejad bereits als Teenagerin erstmals verhaftet. Auch als Journalistin in Teheran brachte die Kämpferin für Frauenrechte das theokratische Regime Irans gegen sich auf. 2014 wurde ihre Kampagne gegen das verpflichtende Tragen des Hidschabs – ein sexistisches Gesetz, das Frauen zur Verhüllung in der Öffentlichkeit zwingt – zur größten Bewegung des zivilen Ungehorsams in der Geschichte des Landes. Seit 2023 ist sie Präsidentin des World Liberty Congress.
Mozn Hassan
Agyptische Frauenrechtlerin
Die ägyptische Feministin nahm an zahlreichen Kampagnen teil, in denen es um gender-basierte Ungleichheit und Ungerechtigkeit, insbesondere für Menschenrechtsaktivistinnen und Opfer sexueller Gewalt, ging. 2007 gründete sie die Organisation Nazra für feministische Studien. Ihr Einsatz »für die Gleichstellung und die Rechte von Frauen unter Umständen von anhaltender Gewalt, Missbrauch und Diskriminierung« wurde 2016 mit dem Right Livelihood Award, dem alternativen Nobelpreis, ausgezeichnet.
Maksim Kurnikov
Russischer Journalist
Der russische Journalist arbeitete für Echo Moskau, der als letzter unabhängiger Radiosender Russlands galt. Nach dem Überfall auf die gesamte Ukraine 2022 setzte das Putin-Regime unabhängigem Journalismus de facto ein Ende und inhaftierte Menschen allein dafür, dass sie den Krieg einen Krieg nannten. Maksim Kurnikov floh nach Deutschland, gründete in Berlin ein Medienbüro, das Menschen in Russland mit Nachrichten versorgt und moderiert ein russischsprachiges News-Format bei BILD.
Rosa María Payá
Kubanische Menschenrechtsaktivistin
In Kuba, einer der langlebigsten Diktaturen der Welt, setzt sich die Physikerin für Freiheit und Demokratie ein. Rosa María Payá knüpft dabei auch an das Erbe ihres Vaters an, des Sacharow-Preisträgers Oswaldo Payá, der 2012 ermordet wurde. Ihren Kampf für demokratischen Wandel führt sie seit 2015 auch mit der Cuba-Decide-Plattform, die Opposition und zivilgesellschaftliche Organisationen des Karibikstaates zusammenbringt. 2019 bekam sie den Morris-B.-Abram-Preis für Menschenrechte.
Zhala Bayramova
Aserbaidschanische Menschenrechtsanwältin
Die in Schweden lebende Menschenrechtsanwältin ist spezialisiert auf LGBTQIA+-Rechte, die von fast allen autoritären und diktatorischen Regimen missachtet werden. Zhala Bayramova kämpft gegen die anhaltende Unterdrückung der Bevölkerung in Aserbaidschan und die Freilassung von politischen Gefangenen, zu denen auch ihr eigener Vater Gubad Ibadoghlu gehört. Sie trat unter anderem am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Fällen von Wahlrechtsverstößen, Meinungs- und Versammlungsfreiheit auf.
Tenzyn Zöchbauer
Geschäftsführerin Tibet Initiative Deutschland e.V.
Die Unterdrückung Tibets durch China dauert seit Jahrzehnten an. Viele Tibeter*innen leben im Exil, so auch die Mutter von Tenzyn Zöchbauer. Aus Verbundenheit zur Heimat ihrer Mutter gründete sie als Fünfzehnjährige in Wien eine tibetische Jugendvereinigung. 2020 übernahm sie die Geschäftsführung der Tibet Initiative Deutschland. Diese kämpft für die öffentliche Wahrnehmung Tibets und eine Lösung des Konflikts, in dem die chinesische Besatzung über Generationen hinweg Traumata hinterließ.